Buchenwald-Typen in Deutschland konkret gefährdet
2018 hat die Naturwald Akademie einen Alternativen Waldzustandsbericht veröffentlich, der in einer naturschutzfachlichen Analyse den aktuellen Zustand der unterschiedlichen Waldtypen Deutschlands quantitativ und qualitativ beschreibt. Hierzu wurden Informationen, die sich aus der potenziellen natürlichen Vegetation als Gradmesser für „Naturnähe“ ableiten lassen, mit den Daten der dritten Bundeswaldinventur kombiniert. In der abschließenden Analyse wurde für die jeweiligen (insgesamt 22) in Deutschland vorkommenden Waldökosystemtypen ein sogenannter Waldzustandsindex ermittelt. Der Buchenwald-Spezialist Nobert Panek, Agenda zum Schutz deutscher Buchenwälder, hat daraufhin speziell die Buchenwaldtypen Deutschlands einer näheren Betrachtung unterzogen.
Deutschland liegt im Zentrum des Weltverbreitungsareals der Europäischen Rotbuche (lat. Fagus sylvatica). Von Natur aus wären ca. 70 Prozent der Landfläche Deutschlands von Buchenwäldern bedeckt. Tatsächlich sind Buchenbestände heute nur noch auf rund acht Prozent ihres ursprünglich angenommenen Verbreitungsareals zu finden. Je nach Buchenwald-Typ liegen die historisch bedingten Arealverluste zwischen 50 und 90 Prozent. Etwa 70 Prozent des Restareals sind in den letzten 200 Jahren systematisch in Forste mit anderen Baumarten umgewandelt worden.
Daten-Auswertung
Bei den vorhandenen Buchenbeständen in Deutschland handelt es sich daher größtenteils nur noch um stark dezimierte und fragmentierte Relikt-Vorkommen. Erschreckend“ sind laut Untersuchung auch die ermittelten Anteile der Alt- und Starkbäume (= Bäume mit Stammdurchmessern ab 65 cm) in den Forstbeständen, die noch eine den natürlichen Buchenwäldern entsprechende Baumartenzusammensetzung aufweisen. Im Schnitt liegen die Altbaum-Anteile bei unter 20 Prozent und die Anteile dicker Bäume bei unter fünf Prozent.
Aus den ausgewerteten Daten lässt sich ableiten, dass fast alle der in Deutschland vorkommenden, natürlichen Buchenwald-Typen im Bestand überwiegend als „stark gefährdet“ eingestuft werden müssen. Zwei der in Deutschland verbreiteten Buchenwald-Typen, der Drahtschmielen- und der Seggen-Buchenwald, sind nach Einschätzung der Studie „von vollständiger Vernichtung bedroht“, wenn nicht umgehend entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Hinzu kommt der derzeit völlig unzureichende Schutz von Buchenwäldern. Nach Angaben des Alternativen Waldzustandsberichts umfasst die Fläche der in Schutzgebieten „außerbetrieblich“ gesicherten, naturnahen Buchenbestände lediglich etwa 35.400 Hektar (= 0,3 Prozent der bundesdeutschen Waldfläche).
Quelle
Rote Liste der Buchenwälder Deutschlands – Eine Auswertung der Daten des Alternativen Waldzustandsberichts, N. Pankek, Naturschutz und Landschaftsplanung, 52 (05), 2020
frei verfügbarer Download
Ergänzung
Eine Studie von 2023 an 5800 Buchen (Fagus sylvatica L.) an 324 Standorten, die das gesamte geografische und klimatische Spektrum der Art abdecken, zeigt: Wachstumsrückgänge in weiten Teilen des Verbreitungsgebiets in den letzten Jahrzehnten und sagen für die Zukunft starke Wachstumsrückgänge zwischen -20 % und mehr als -50 % bis 2090, je nach Region und Klimawandelszenario (d.h. CMIP6 SSP1-2.6 und SSP5-8.5) vorher. Die Studie auf Englisch finden Sie hier.
Martinez del Castillo, E., Zang, C.S., Buras, A. et al. Climate-change-driven growth decline of European beech forests. Commun Biol 5, 163 (2022). https://doi.org/10.1038/s42003-022-03107-3